Wirtschaftsgeschichte Kanadas

Die Wirtschaftsgeschichte Kanadas ist zum einen mit der Kolonialgeschichte Großbritanniens und Frankreichs verbunden, zum anderen mit dem Britischen Empire und dem südlichen Nachbarn USA.[1] Prägten anfangs Pelzhandel und die Fernhandelskontakte der Indianer (First Nations) die ökonomischen Interessen der merkantilistischen Staaten Europas und der von ihnen ins Leben gerufenen Handelsgesellschaften, so sah sich das Königreich Großbritannien nach der Verdrängung Frankreichs (Vertrag von Paris) wegen der Expansionskraft der USA veranlasst, Kanada militärisch zu sichern, stärker zu besiedeln, verkehrstechnisch zu erschließen und mit hinreichendem Kapital auszustatten.

Dieser starke politische Einfluss sorgte für Kanäle und Straßen, für die Anwerbung von Siedlern, später für den Aufbau von Industrien und Eisenbahnlinien, aber auch für die Einrichtung von Reservaten für die Ureinwohner, die vielerorts den Siedlungs- und den Schürfinteressen der Rohstoffunternehmen im Wege standen. Der Entwicklung eines einheitlichen politischen und wirtschaftlichen Großraums standen jedoch historisch bedingte Unterschiede zwischen den Provinzen und Territorien gegenüber, die bis heute fortdauern. Dabei spielten gesellschaftliche und wirtschaftliche Modelle, wie etwa die starken und zählebigen Überreste der Feudalgesellschaft, eine erhebliche Rolle. Mehrfach versuchten Provinzen wie Québec und British Columbia, die sich in einer Phase Kanada angeschlossen haben, die für sie wirtschaftlich günstig zu sein schien, eine Loslösung von Kanada. Dabei strebten die Frankophonen die Selbständigkeit an, die englischsprachigen Gebiete eher den Anschluss an die USA.

Mit dem Niedergang der britischen Weltmacht fand, trotz der Nachwirkungen in der kanadischen Verfassung bis hin zur formalen Loslösung Kanadas und beschleunigt durch die Weltwirtschaftskrise, eine starke Verlagerung der ökonomischen Ausrichtung auf die USA statt. Dies geschah jedoch ebenfalls ungleichmäßig, denn der Westen richtete sich besonders auf Kalifornien bzw. seit Ende des 20. Jahrhunderts zunehmend auf Asien aus, die Prärieprovinzen, vor allem Alberta, zunächst auf die südlichen Nachbarn, dann als Öl- und Weizenlieferanten auf die Weltwirtschaft, der Ballungsraum um Toronto auf New York und die umliegenden Metropolen, der Osten, vor allem Montreal und die Atlantikprovinzen, auf Neuengland und Europa.

  1. Der Artikel folgt hier vor allem Robin Neill: Canadian Economic History (s. Weblinks).

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